AIT Magazin – Nomah

Beitrag in Fachzeitschrift AIT 9.2023 (Architektur | Innenarchitektur I Technischer Ausbau)

Veröffentlicht 09.2023

 

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Concept Store in Hannover

Entwurf NOMAH Interior Solutions, Hannover

 

Einfach mal locker machen – so lautete das Programm zur Teil-erneuerung eines traditionsreichen Möbelhauses in Hannover.

Anstatt die ausgestellte Ware in eine strenge Systematik zu pressen, plante Friederike Müller eine fluide Wegeführung, die zum Erkunden und Entdecken einlädt. Mit sonnengelben Akzenten und geschickter Zonierung brachte die Newcomerin neues Leben in die alte Halle.

 

von Kira Sophie Kawohl

Möbelhäuser: totgespartes Design, kreischende Werbung, müde VerkäuferInnen, billiger Kaffee – denkt man. Dass es Familie Staude in Hannover gelungen ist, den gängigen Klischees und Ketten ein würdevolles Geschäft mit kuratierter Ware und persönlichem Service entgegenzusetzen, ist die Gemeinschaftsleistung von Generationen.

Seit 1928 besteht das Traditionshaus Staude – und ist seither stetig gewachsen. Im Jahr 2005 kam „Smart Price“ hinzu, ein Outlet-Shop für Designmöbel zwischen Haupthaus und Küchen-Center am Standort Hannover-Hainholz. Der beliebte Laden mit über 500 Quadratmetern Verkaufsfläche gilt als Aushängeschild und Anziehungspunkt des Staude-Imperiums. Vor Kurzem sollte die in den 1970er-Jahren errichtete Halle ein zeitgemäßes Update erhalten. Ein Concept Store, kein streng organisiertes Möbellager, sondern ein flu-ides Raumkontinuum mit Bereichen für soziale Events, Wein-Tastings, Kochabende und Vorträge – so lautete die Vision. New Work quasi, nur als Shop. Mit der Neukonzeptionie-rung beauftragten die Bauherren Friederike Müller, die erst seit Kurzem gemeinsam mit ihrer Mutter Ulrike unter dem Namen NOMAH Interior Solutions firmiert. Die junge Inte-rior Designerin übernahm das offene Layout des Bestands, ließ Stützen und Deckenträger renovieren, Wellbleche im Deckenbereich dunkel streichen, einen frischen Bodenbelag gießen. Ihr neues Raumkonzept arbeitet mit Zonierungen und farbig markierten „Fokus-punkten“, die als Bühnen für wechselnde Arrangements und Produkte dienen. Es gibt außerdem ein farblich gestaffeltes und mit Regalböden versehenes Rundbogenportal, das eine dramaturgische Verbindung zwischen zwei Raumteilen schafft und Tischleuchten, Handtücher sowie Produktkataloge aufnimmt. Eine holographische Besprechungsbox mit folierten Glasscheiben schillert in allen Spektralfarben als Eyecatcher im Zentrum. Gesellschaftlicher Dreh- und Angelpunkt ist eine offene Bar, die zwischen dem Eingangsbereich und den hinteren Verkaufsräumen vermittelt. In einer „sportlichen“ Ecke mit Basketball-korb und Rallyestreifen werden Hipster-Bikes verkauft. Ein agiles, eigenständiges Shop-konzept, das zeigt, wie die Bauaufgabe Möbelladen sinnvoll upgedatet werden kann.